Handgemachter Rock und Pop in der Groß-Rohrheimer Bürgerhalle
GROSS-ROHRHEIM – Saitenweise gute Musik wurde den Besuchern beim jüngsten „Gitarrenzauber“ in Groß-Rohrheim dargeboten. Seit zehn Jahren lockt das von der Musikkiste e.V. und „Cuntz Guitars“ organisierte Indoor-Festival Freunde von handgemachtem Rock und Pop in die Bürgerhalle. Das war auch am Sonntag nicht anders.
Bereits nach wenigen Wochen war der „Gitarrenzauber“ ausverkauft. Fünf Bands und Interpreten standen im Laufe des Nachmittags und bis in den Abend auf der Bühne. Das Repertoire, das sie mitgebracht hatten, war so bunt wie ihre Herkunft.
Trio aus Berlin punktet mit skurrilem Humor
Den Auftakt gestalteten die „Lucky Leles“ aus Berlin. Das Trio Silke Breidbach (Gesang), Andreas David (Gitarre, Ukulele) und Torsten Puls (Gitarre) repräsentierte bei dem international besetzten Festival das Gastgeberland. Und das taten sie auf charmante Art mit einem dynamischen Gig, der musikalische Stile mit skurrilem Humor vermischte. Das glich einer Achterbahnfahrt von Melodien und Gefühlen.
Gleich mit dem ersten Song, den das Trio coverte, ging die Post ab: „Ich will einen Cowboy als Mann“. Es ist einer von zwei Schlagern, den die musikalische Hauptstadt-WG anstimmte, und dabei auf so sympathische Weise verfremdete, dass man eigentlich von Satire-Rock sprechen konnte. Eine Spur derber ging es bei „Bohemian Rhapsody“ von Queen zur Sache. Der Vorhang fiel mit einem Medley aus Country und Rock und gipfelte in einem „Ave Maria“, das so schön skurril aus Breidbachs Röhre kam, dass es Nina Hagen zur Ehre gereicht hätte.
Nachdem die Drei aus Berlin so schön vorgelegt hatten, betrat ein guter alter Bekannter aus dem Norden die Bühne. Der finnische Singer-Songwriter Petteri Sariola war bereits bei der Premiere des „Gitarrenzaubers“ vor zehn Jahren in Groß-Rohrheim zu Gast und rockte am Sonntag die Halle mit zeitlosen Songs aus den internationalen Charts und seinem Heimatland. Unter den Stücken, die er intonierte, war eine grandios-verschnörkelte Version von George Michaels Hit „Faith“.
Zupfend und singend zwischen den Sitzreihen
Der Gitarrist überzeugte sein Publikum nicht nur mit der Qualität seiner Melodien, er gehört zu den Entertainern, die auch mal etwas Überraschendes in ihre Auftritte einfließen lassen. Mitten im Set verließ Sariola die Bühne und wandelte zupfend und singend zwischen den Sitzreihen, stand plötzlich auf einem Stuhl und würzte die mitreißende Show mit seinen Akkorden. Darin lag eine Dynamik, der sich niemand im Saal entziehen konnte. Im weiteren Verlauf wurde aus der Ein-Mann-Band aus Suomi gleich mehrfach ein Duo. Zuerst griff Sariola spontan mit seinem Kumpel Mike Dawes aus England in die Saiten. Anschließend nahm zum ersten Mal der ebenfalls aus dem Vereinigten Königreich angereiste Singer-Songwriter Martin Harley auf der Bühne Platz. Der Mann aus Cardiff hat mittlerweile fünf Alben herausgebracht und belegt mit seinem aktuellen Tonträger den zweiten Platz in den britischen Blues-Charts.
Ein Hauch von Nashville
Harley ist ein begnadeter Slidegitarrist, der in den USA bereits von zahlreichen Größen des Genres für Live-Shows gebucht worden ist. Zwei seiner Songs aus dem Album „Mojo Fix“ haben es in den Soundtrack populärer US-TV-Serien, darunter „The Vampire Diaries“ geschafft. Aus seiner von der treibenden Blues-Rock-Szene in Nashville inspirierten aktuellen Platte stammen auch die meisten Stücke, die er am Wochenende in Groß-Rohrheim spielte.
Der schottische Gitarrist Steph McLeod komplettierte die Runde, ehe mit dem letzten Vorhang alle Künstler noch einmal gemeinsam auf der Bühne standen und die Halle rockten.
Quelle: Echo-Online vom 25.4.2017, Manfred Ofer